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Begegnung

Scheitern Filmfestivals am Zeitgeist?

Ich habe die Solothurner Filmtage besucht. Nicht online, sondern offline, obwohl die Filmtage während der Pandemie nur virtuell stattfinden durften.

Ein Gespräch in Solothurn wurde abgelehnt. Ablehnung und Zustimmung zu meiner Arbeit und zu den Filmtagen hielten sich die Waage, wobei meine Arbeit sogar vermehrt geschätzt wurde. An einem Wintertag im Januar 2021 habe ich Solothurn besucht und viele kurze Gespräche geführt. Mit Schweizern erweisen sich Gesprächsmöglichkeiten oft als herausfordernd, nicht selten ängstlich oder intolerant. Davon wurde auch Solothurn nicht verschont, obwohl sich ein schönes Lied in meinem Gepäck verbarg.
Hommage an Solothurn

Nach Geschäftsinhabern fragte ich, und es ergab sich ein Bild. Hotels normalerweise voll belegt, 20% Messezuschlag üblich. Ein Optiker spürt hier irgendwie anscheinend wenig, Leute kaufen sich deswegen keine Brille. Bei Friseuren ein wenig mehr Nachfrage. Es gibt «Streetfood» am Filmfestival, mit internationaler Verpflegung. Insgesamt kommen 25000 Besucher.

Ins Restaurant müssen dennoch die meisten, denn in der Innenstadt fehlen öffentliche Toiletten. Die Gastronomen sollten für das Konzept der «Netten Toilette» eine Entschädigung bekommen. Doch die Stadt hält nichts davon, sie kassiert einen Franken und torpediert die schöne Idee damit.

Die Bevölkerung findet die Filmtage prima. Da kommt Leben in die Stadt. In die Kinos zieht es hingegen immer weniger. Lehrer zeigen nicht mehr so viele Filme in den Schulen, um darüber zu sprechen. Ein älterer Mann sagte mir, die Schweiz werde gar nicht mehr abgebildet, wie die sei, die redeten völlig anders. «Bezug verloren? Oder, muss das sein?» Reisebüros scheinen entsprechende Chancen nicht zu nutzen.

Zufällig bin ich auf eine Veranstaltung gestoßen, Rauchpause. Man hat mich hier auch gleich fotografiert. Eine Mütze, Suppe und ein Sandwich, dann zurück in die Bahn nach Hause.

Solothurn ist schön, weniger abgehoben als Zürich? Doch oft die gleichen oder ähnliche Filme. Manchmal wünsche ich mir, dass die Schweizer Filmfestivals Afrika unterstützen. Für unsere weniger gastfreundliche, verwöhnte Bevölkerung eine Geldverschwendung darstellend! Dennoch schön, dass es die Filmfestivals gibt. Man kann es nicht allen recht machen.
Allen recht getan

Dennoch flammt da eine Erinnerung an Baden bei Wien auf. Freiluftkino, gratis. Da verwirklichen die Österreicher eine gute Idee. Heute gehen Menschen immer weniger raus, zahlen eher aber für Prestige. «Geiz ist geil» setzte sich ebenso durch wie elitäres Cüpli-Trinken. Kultur sollte doch Begegnung schaffen, viele Hausaufgaben ergaben sich also für die Filmindustrie.

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