Solothurner Filmtage, die Société Suisse des Acteurs lädt ein zum Brunch. Thema; «Behinderte» und Filme. Wie werden «Behinderte» dargestellt, Integration, Inklusion, Separation, Ausgrenzung? Oft werden Behinderte separat, als jene, die in der Gesellschaft «anders» sind, gezeigt. Angeboren?
Nein, jeder kann von einer Behinderung betroffen sein, durch einen schweren Unfall oder eine auftretende psychische Störung. Plötzlich ändert sich das Umfeld, der Job geht verloren, die Beziehung bricht auseinander, es türmen sich neue Hindernisse auf, ein sozialer Abstieg beginnt.
Diese Punkte sprach ich in der Diskussion an. Ein wenig betrachtete ich dabei mein Leben, doch deswegen wurde ich insgesamt kein unglücklicher Mensch. Ein Mensch vermag sich anzupassen, sich neue Strukturen zu schaffen und sein Leben neu zu gestalten.
Filmemacher sind meist nicht handicapiert, sie grenzen solcherlei gern gedankenlos aus. Dennoch bestehen ermunternde Beispiele wie Tommaso Donati. Er ist aus dem Tessin und zeigt die Menschen aus verschiedensten Blickwinkeln. Neben ihm als Gesprächspartner sprach Achim Haettich von der Hochschule für Heilpädagogik. Er möchte unbedingt mehr Behinderte zum Besuch der Kinos anregen. «Äußerst spannend empfand ich den Kinobesuch mit Blinden, verlieh er mir doch eine ganz andere Sichtweise!»
Die betrachteten Filme tun gut daran, «die Behinderten» als Teil der Gesellschaft zu integrieren. Daraus entstehen spannende, sinnreiche und gehaltvolle Geschichten. Sie können Betroffenheit wecken, unsere Menschlichkeit widerspiegeln und Anregungen für die Politik schaffen. Auch können sie uns dazu ermutigen, niemals aufzugeben, was wirklich, wirklich persönliche Freude bereitet; gehen doch gerade sogenannte Behinderte mit schönem Beispiel voran, genau darin nicht aufzugeben.
„Eine der Grundregeln des Universums ist, dass nichts perfekt ist. Perfektion gibt es nicht einfach … ohne Unvollkommenheit würden weder Sie noch ich existieren.“ Zitat von Stephen Hawking
Nachführend möchte ich aber noch einige weitere Gedanken verdeutlichen:
Was bedeutet Behinderung?
Eine selbst erschaffene Realität, genauer, die Erlebniswelt unserer Gesellschaft erlaubt es Menschen mit «Behinderungen» nicht, selbstständig mit sogenannt Nichtbehinderten im «normalen» Alltag mithalten zu können. Lebten wir «Gesunden» in einer anderen Realität, so könnten wir möglicherweise im Gegensatz zu «Behinderten» nicht mithalten. Wir wären dann wohl «die Behinderten».
Zudem schränken hier pauschalisierte Deutungen und Wertungen, – aus unserer Gesellschaft herrührend -, nochmals ein, behindern uns damit alle ein Stück weit zusätzlich.
Dazu noch ein Beispiel aus meiner Kindheit: Ich kenne etliche Gehörlose. Da diese durch das Fehlen des Gehörs umso mehr auf ihre Beobachtungssinne angewiesen sind, sind diese Beobachtungssinne weit mehr ausgeprägt als jene von Hörenden. Manchmal waren gehörlose Kinder und hörende Erwachsene mit mir im Auto unterwegs, als ich selbst ein Kind war. Immer als wir uns verfahren hatten, konnten die Gehörlosen innert Sekunden erklären, wo wir durchgefahren waren und wo nicht. Dadurch gelangten wir bald wieder auf der richtigen Straße. Alle Hörenden im Auto waren diesbezüglich hingegen ahnungslos. Da wir oft lange Strecken hinter uns legten, konnte ich diese Gabe mehrmals beobachten.
Eines meiner Lieder zum Thema;